Liebe Leserin, lieber Leser,

die Jahre von 1918 bis 1933 waren in unserer Stadt turbulent und ereignisreich. Es ist die Zeit der Weimarer Republik. Über dieses Thema hielt ich vor kurzem im Stadtarchiv einen Vortrag, den ich nun in drei Teilen als Webversion veröffentliche.

 

Inhalt Teil 1: Soldaten kehren aus dem Krieg zurück, eine stürmische Inflation hält Einzug, eine große Arbeitslosigkeit herrscht. 1933 folgt die Naziherrschaft.  Der 2. Teil handelt von der immensen Bautätigkeit dieser Jahre, der 3. Teil von bemerkenswerten Geschehnissen.

 

Anhand von Erläuterungen, Fotos und Dokumenten lasse ich diese Zeit Revue passieren.

 

Ihr Henning Stoffers


Inhalt

Der Aasee entsteht

Neubauten - Der Bauboom

Das Bauunternehmen Peter Büscher

Der Flughafen Loddenheide

Der neue Bahnhof



Die turbulenten Jahre 1918-1933 - Teil 2

Es sind Jahre einer ausgeprägten Bautätigkeit. Kliniken, Verwaltungsgebäude, Schulen, Brücken, Kirchen und neue Wohnviertel entstehen. Und ein für Münster besonders prägendes Projekt wird realisiert: der Aasee.

 

Bei der herrschenden extrem hohen Arbeitslosigkeit können durch den Bauboom viele Menschen in Arbeit und Lohn gebracht werden.

 

1918 hat Münster 100.000 Einwohner. In den 15 Jahren bis 1933 wächst die Bevölkerung um 25 % auf 125.000.

Der Aasee entsteht

Professor Hermann Landois hatte die Idee, im südlichen Bereich der Stadt den Aasee anlegen zu lassen. Neun Jahre nach seinem Tod im Jahre 1905 beginnt 1914 der Aushub. Doch die Arbeiten müssen mit Beginn des 1. Weltkrieges eingestellt werden. 1925, elf Jahre später, können die Arbeiten wieder aufgenommen werden.

Der damalige Oberbürgermeister Georg Sperlich regt an, den Aushub nahe der Gaststätte Himmelreich aufzuschütten. Die Aufschüttung soll so hoch sein, dass ein freier Blick bis zur Altstadt möglich ist. Heute versperren Bäume die Sicht auf die Stadtsilhouette.

 

Die Torminbrücke - benannt nach dem Stadtbaurat Tormin - wird nach den Plänen des Architekten Alfred Hensen gebaut. Ein besonderes Bauwerk im Stil des modernen Expressionismus.

 

Nach neunjähriger Bauzeit wird der Aasee 1934 fertiggestellt.

Der Aasee mit Antoniuskirche nach der Fertigstellung
Der Aasee mit Antoniuskirche nach der Fertigstellung

Neubauten - Der Bauboom

Im Westen der Stadt entstehen 1926 auf grüner Wiese die Gebäude der Universitäts-Kliniken.

Im gleichen Jahr wird die Halle Münsterland fertiggestellt. Ursprünglich war sie als Viehauktionshalle geplant.


Aber es entstehen eine moderne Vielzweckhalle und ein großzügiger Gastronomiebetrieb. Neben Viehauktionen können nunmehr Fahrradrennen, Reit- und Fahrturniere, Volks- und Sportfeste, Ausstellungen, Konzerte und andere Großveranstaltungen stattfinden.

Halle Münsterland
Halle Münsterland

Weitere bauliche Höhepunkte sind in diesen Jahren: die Städtischen Handels-Lehranstalten (heute Hansa-Berufskolleg) im neugotischen Stil, der Grüne Grund, die Stadtsparkasse und das Finanzamt an der Münzstraße.

Über die Straßenumbenennung

Als Reichspräsident Friedrich Ebert 1925 stirbt, wird der Hansaplatz zu seinen Ehren zum Friedrich-Ebert-Platz umbenannt. Die Nazis machen die Umbenennung rückgängig. Nichts soll mehr an Friedrich Ebert erinnern.

Das ändert sich auf folgende Weise:

Aus der Industriestraße im Südviertel wird 1938 die Kirdorfstraße (Ruhrbaron und Förderer Hitlers). 1945 wird sie zur Friedrich-Ebert-Straße umbenannt.

Das Stadion des SCPreußen Münster wird gebaut
Das Stadion des SCPreußen Münster wird gebaut

Die Geistkirche entsteht in einer modernen Stahlskelett-Bauweise.

Bauunternehmen Peter Büscher

Die nachstehende Bilderschau zeigt in welchem großen Umfang Peter Büscher in Münster vor 1933 gebaut hat. Entstanden sind Gebäude und Bauwerke, die auch heute nach wie vor das Stadtbild prägen.

 

Zu nennen sind zum Beispiel das Wohnhaus Scheiwe (heute Johannes-Hospiz), die Siedlung Habichtshöhe, die Rafaelklinik, die Halle Münsterland, die Speichergebäude in Coerde (heute Speicherstadt), die Torminbrücke und die Geistkirche.

Flughafen Loddenheide

Der im Südosten der Stadt liegende Flughafen Loddenheide (erster Flug 1911) bietet 1920 erste Passagierflüge an.


1925 finden planmäßige Flüge auf den Strecken wie Hamburg, Bremen, Essen, Dortmund und Köln statt. Doch der Flugplan wird in diesen Jahren  immer wieder sehr schnell umgestellt. Ab 1926 werden sogar Nordseebäder angeflogen.

 

Bereits 1930 endet der defizitäre Flugbetrieb mit Schließung des Flughafens. Aber noch in diesem Jahr  wird der größte Flugtag seiner Geschichte veranstaltet. 100.000 Zuschauer kommen. Das Luftschiff ,Graf Zeppelin' kreist über Münster und landet auf Loddenheide.

Großflugtag Loddenheide 1930
Großflugtag Loddenheide 1930

Ein neuer Flughafen entsteht wenige Jahre später in Münster-Handorf.

Der neue Bahnhof

Der erste Bahnhof entsteht 1848. Dieser wird bereits 1890 durch einen größeren Neubau abgelöst. 40 Jahre später folgt 1930 eine  großzügige Erweiterung.


Quellen

Text und Idee: Henning Stoffers

Bildmaterial: Sammlung Stoffers (Münsterländische Bank Thie - Stadtarchiv)