im April 2025

Liebe Leserin, lieber Leser,

Foto: Henning Stoffers
Foto: Henning Stoffers

Michael Bührke kenne ich seit etlichen Jahren. Erstmals kreuzten sich unsere Wege, als er über mich im Online-Magazin ,Alles Münster' schrieb. Ich fühlte mich natürlich sehr geehrt, obwohl eigentlich die Münster-Geschichten und weniger meine Person im Mittelpunkt stehen sollten.

 

In den folgenden Jahren ist der Kontakt nie abgerissen. Wenn wir uns dann trafen, waren es immer angenehme Begegnungen mit angeregten Gesprächen.

 

Michael ist ausgestattet mit vielfältigen Interessen, einem feinsinnigen Humor und der besonderen Gabe, auf Menschen offen und herzlich zuzugehen. So ist seine berufliche Pressearbeit im Gesundheitssektor genau das Richtige für ihn. Daneben hat er sich weitere kreative Tätigkeitsfelder als Autor und Fotograf erschlossen  Hierbei ist insbesondere sein erfolgreiches Buch ,Krimiführer Münster' hervorzuheben, das er mit Fleiß und Akribie geschrieben hat.

 

Bei allem was er tut, ist sein großes Engagement spürbar, und jede Menge Herzblut ist immer dabei.


Michael Bührke - Autor, Krimichronist und vieles mehr

Elternhaus und Schulzeit

Michael Bührke wird 1965 im niedersächsischen Celle geboren und ist der Jüngste der vier Kinder. Vater Albert Bührke arbeitet beim niedersächsischen Landgestüt. Die Mutter Liesel ist Hausfrau, wie es zu jener Zeit üblich ist.

 

Nach der Grundschule geht Michael aufs Gymnasium. Aber sprachliche Fächer wie Latein oder Englisch liegen ihm gar nicht. Dagegen entdeckt er seine Begabung für die Naturwissenschaften.

 

Michael wechselt mit frischem Elan an ein Gymnasium mit technischem Schwerpunkt und schließt seine Schulausbildung mit dem Abitur ab.

Der 13-jährige Fotoamateur
Der 13-jährige Fotoamateur
Der 15-jährige Michael
Der 15-jährige Michael

Er kommt nach Bad Bevensen, einem kleinen Ort zwischen Lüneburg und Uelzen und wird dem dortigen ,Hamburgischen Krankenhaus' zugeteilt. Ohne pflegerische Ausbildung betreut Michael Kranke und erlebt erstmals das Leiden und Sterben. Es ist eine besonders anstrengende Tätigkeit, die ihm körperlich und auch psychisch vieles abverlangt. Im Rückblick sagt Michael, dass diese Jahre ihn in seinem Leben am meisten gefordert haben.

 

Aber Michael ist vom Pflegeberuf begeistert und lässt sich im Anschluss seiner Dienstzeit zum Krankenpfleger im selben Krankenhaus ausbilden.

Mit Roberto Blanco bei einer Werbeveranstaltung in Celle für eine Wäschefirma
Mit Roberto Blanco bei einer Werbeveranstaltung in Celle für eine Wäschefirma

Sollte das in Sachen Beruf alles gewesen sein? Mit dem Abitur in Tasche kann sich doch mehr erschließen, überlegt Michael. Es soll auf jeden Fall ein Studiengang mit einem Umweltbezug sein.

 

Die Studienplätze, zu denen er eine Zusage hat, liegen unter anderem in Mainz und Münster. Für ihn als Nordlicht ist es durchaus wünschenswert, sich möglichst südwärts zu orientieren, so kam zunächst Mainz in Betracht. Doch als er hört, das Münster durchaus seinen Reiz habe, entschließt er sich nach einem Besuch der Stadt, dort Geographie mit Schwerpunkt Landschaftsökologie zu studieren. Es ist das Jahr 1990, als Michael sein Studium aufnimmt.

Als im Jahr 1989 die Mauer fiel, konnte ich hautnah miterleben, wie in Massen Ostdeutsche mit ihren Trabis ins Land strömten. Viel ging über Bad Bevensen, denn der nächste innerdeutsche Grenzübergang in Bergen (Dumme) war nur etwa eine halbe Autostunde entfernt. Als die Menschen nach ihrer Stippvisite zurückkehren wollten, gab es lange Staus, die bis nach Bad Bevensen reichten. Die Reisenden saßen oft stundenlang fest. Es waren zum Teil chaotische Zustände. Die Geschäfte blieben über die üblichen Schließungszeiten geöffnet und gaben Lebensmittel an Hilfsorganisationen heraus, damit die unfreiwillig ,Gestrandeten' mit dem Nötigsten versorgt werden konnten. 


Wenn die Medien heute über die Maueröffnung berichten, ist nur von den Berliner Übergängen die Rede. Dass an anderen Grenzübergängen sich ebenfalls gleiches, ähnliches wie in Berlin abspielte, wird leider selten oder gar nicht erwähnt. - Es gäbe so viele Geschichten zu erzählen...

Studium

Bereits in den 1990er Jahren ist die Wohnsituation in Münster katastrophal - auch für Studierende. Michael hat kein Zimmer und wenig  Geld. Als dann die Mitarbeiterin der Bafög-Stelle sieht, dass Michael Krankenpfleger ist, fragt sie, ob er nicht bei der Schwiegermutter zur Untermiete wohnen möchte. Man müsse hin und wieder nach ihr schauen, weil sie nicht mehr die Jüngste sei. So erhält Michael für wenig Geld eine Unterkunft, und zwar in der schönen Gertudenstraße im Kreuzviertel.

Auf Fahrrad-Tour Celle-Heidelberg
Auf Fahrrad-Tour Celle-Heidelberg

Das Studium ist genau das Richtige für ihn. Er nimmt an einer vierwöchigen Exkursion nach Grönland teil und kann dort bereits 1994 den einsetzenden Klimawandel beobachten. Die eingeschlagenen Holzpflöcke am jeweiligen Rande des Gletschereises markieren den seit Jahren fortschreitenden Schwund der Eisdecke. Noch heute erinnert sich Michael an diese beeindruckende Reise.

 

Seine Diplomarbeit hört sich zunächst dröge an ,Die Wallhecken des Münsterlandes als Rückzugsort für Pflanzen der Waldstandorte'. Aber dem ist nicht so. Monatelang durchstreift Michael das Münsterland und untersucht die teils jahrhundertealten Wallhecken. Das Resümee seiner Untersuchung:  Sollte ein neuer Wald im Bereich einer Wallhecke angelegt werden, können die dort bereits beheimateten Waldpflanzen in den Wald übergehen. Eine durchaus bedeutsame Erkenntnis.

Berufliches und Heirat

Um sich sein Leben und das Studium zu finanzieren, übernimmt Michael als Krankenpfleger Nachtwachen in der Raphaelsklinik. Nach wie vor ist das Fotografieren sein großes Hobby, und so macht er in der Klinik Aufnahmen von Mitarbeiter-Partys und sonstigen Veranstaltungen. Das fällt dem Geschäftsführer auf. Dieser bittet ihn, Bilder von einer Vertragsunterzeichnung zu machen und sie an die örtliche Presse zu geben. Aber nur mit einer Fotografie ist die Zeitung nicht zufrieden. Michael möge doch dazu auch einen entsprechenden Text liefern. Es wird seine erste Pressemitteilung. Der Geschäftsführer ist hochzufrieden.

Michael als Moderator - Foto: Wolfgang Detemple
Michael als Moderator - Foto: Wolfgang Detemple

Von nun an bekommt Michael laufend neue Aufträge, die ihn weitgehend ausfüllen, so dass für die Nachtwachen kaum noch Zeit bleibt. Auf seinen Wunsch hin, richtet die Raphaelsklinik für ihn 2002 eine Pressestelle ein. Das ist etwas ganz Neues in der münsterschen Klinik-Landschaft. Aber es sollte nicht lange dauern, denn alle anderen Krankenhäuser richten ebenfalls Pressestellen ein.

 

Michaels Studium ist abgeschlossen, ein Beruf ist gefunden, und jetzt lernt er Dr. Ulrike Blanc kennen. Sie heiraten und bekommen einen Sohn.

 

Seine erste große Aufgabe als Öffentlichkeitsarbeiter ist das 100-jährige Jubiläum der Raphaelsklinik, das 2008 gefeiert wird. In weiteren Jahren begleitet Michael öffentlichkeitswirksam den Zusammenschluss der Raphaelsklinik und des Clemenshospitals und später die Zusammenlegung mit den Alexianer-Verbund.

Der Große Kiepenkerl
Der Große Kiepenkerl

Münster-Krimis etc.

Nebenberuflich wird Michael Redakteur beim Online-Magazin ,Alles Münster'. Er schreibt über alle Themen, ausgenommen sind Beiträge zur Gesundheit und Pflege. Am meisten Freude bereiten ihm Geschichten, von denen er vorher nicht das Geringste weiß und somit völlig unvoreingenommen ist. Dazu gehört die Interview-Reihe ,Ufergespräche' am Aasee, zu der er zum Beispiel Wilma Gräfin von Westphalen eingeladen hat. 


Michaels Interessenspektrum ist breit gefächert. Sei es zum Beispiel sein Beruf, die Fotografie, die Astronomie oder das Radfahren. So ist es bei der Vielzahl seiner Interessen nicht verwunderlich, dass er mehr oder weniger überraschend der Autor des ,Krimiführer Münster' wird. Und das kommt so:

Michael besucht die Pressekonferenzen der münsterschen Krimireihen Tatort und Wilsberg, die seit Jahrzehnten produziert werden. Er macht sich Notizen und steigt tiefer in dieses Metier ein. Zur gleichen Zeit stellt sich die Verlegerin Dr. Andrea Lamberti vom Münstermitte Medienverlag vor, über die münsterschen Drehorte zu publizieren.

 

Bei dieser gemeinsamen Interessenslage treffen sich ihre Wege, und so wird die Buchidee weiter vertieft.

Wie der Krimiführer entstand

Das Buchcover
Das Buchcover

Was anfangs vielleicht ganz einfach aussieht, entpuppt sich genau als Gegenteil. Je länger sich Michael mit dem Thema beschäftigt, um so mehr wird ihm bewusst, welches Fass aufgemacht worden ist. Die wenigsten Folgen sind in den Mediatheken abrufbar, die Handlungsinhalte sind meistens nicht einfach zu recherieren, und die münsterschen Drehorte können nicht immer ohne weiteres ermittelt werden.

 

Es beginnt für Michael eine aufwändige Recherche.

Aus der Stadtbücherei werden mehr als 100 Folgen ausgeliehen, sie werden einzeln gesichtet, eine kurze Inhaltsangabe wird verfasst, die beteiligten Schauspieler werden vermerkt und die Münster-Drehorte notiert. Letzteres gelingt allerdings nicht immer, und so fährt Michael zum vermuteten Drehort und orientiert sich zum Beispiel an Kirchtürmen, die im Dreh zu sehen sind. Eine Sisyphos-Arbeit! Dabei lernt Michael die Schauspielerinnen und Schauspieler kennen, die er zum Teil für Interviews gewinnt.


Fragen und Antworten

Foto: Henning Stoffers
Foto: Henning Stoffers

Wie hast Du Münster erlebt, als Du erstmals in diese Stadt kamst?

Es war irgendwie piefig mit Sperrstunden und ohne Außengastronomie. Eigentlich langweiliger als die Kleinstädte Celle oder Bad Bevensen, in denen ich bisher gelebt hatte. Aber jetzt fühle ich mich hier sehr wohl.

 

Was hat zu Deinem Sinneswandel geführt?

Das waren die Skulptur Projekte 1997, dem Jahr, in dem ich mein Studium abgeschlossen habe. Die Stadt war plötzlich voller internationaler Gäste und spannender Kunsterlebnisse. Kurz: Die Stadt blühte förmlich auf, öffnete sich, wurde lebendiger und spannender.  

 

Wie ist Dein Leben verlaufen? Musstest Du viele Haken schlagen?

Vieles war eine Mischung aus Zufall, Beharrlichkeit und von „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. Nach dem ersten Anlauf im altsprachlichen Gymnasium nicht zu resignieren, sondern auf das technische Gymnasium zu wechseln, war sicher keine schlechte Idee. Dass ich später dem damaligen Geschäftsführer der Raphaelsklinik, wie er sagte, „die Pistole auf die Brust gehalten“ habe, als es um die Gründung der Pressestelle ging, war sicher auch eine Mischung der eingangs genannten drei Faktoren. Sich nicht nur darauf zu besinnen, was man gelernt hat, sondern auf das, was einem Spaß macht und was man gut kann, ist ein Rat, den ich nicht nur jüngeren Menschen geben würde, sondern auch den Arbeitgebern. Warum nicht einen Geografen zum Pressesprecher machen?

 

Wie bist Du zum Online-Magazin ,ALLES MÜNSTER' gekommen?

Eine Kollegin hatte bereits für ALLES MÜNSTER geschrieben und mich gefragt, ob ich nicht auch Lust dazu hätte. Tatsächlich ist es in der Pressearbeit meiner Meinung nach wichtig, einen weiten Horizont zu behalten und nicht zum „Fachidioten“ zu werden. Also warum nicht über spannende Start-Ups, Kunst oder Weihnachtsbäume schreiben?

 

Dein frühester Berufswunsch?

Nach den eher unrealistischen frühkindlichen Berufswünschen wie Astronaut kam tatsächlich ziemlich schnell Schriftsteller. Allerdings sagten mir meine Geschwister damals, dass man als Schriftsteller vermutlich nicht sehr viel Geld verdient und es vielleicht eine gute Idee sei, zunächst Journalist zu werden. Tatsächlich habe ich schon recht früh in Celle hin und wieder für die „Cellesche Zeitung“ über eine lokale Band geschrieben, die „Dear“ hieß. Nicht gerade Meilensteine des Lokaljournalismus, aber ein Anfang! 

 

Was hast Du eigentlich gegen Latein?

Ich habe nichts speziell gegen Latein, aber es fällt mir sehr schwer, Sprachen zu lernen. Das geht mir bis heute so. Wenn ich im Ausland bin, versuche ich meist im Vorfeld, wenigstens ein Grundvokabular zu erlernen, was meist schief geht. Das finde ich sehr ärgerlich, weil es für mich ein Zeichen von Höflichkeit ist, mit Menschen in deren Heimat zumindest in Ansätzen in ihrer Sprache zu sprechen.

Im Gespräch mit Jan Josef Liefers - Foto: Thomas Hölscher
Im Gespräch mit Jan Josef Liefers - Foto: Thomas Hölscher

Der ,Krimiführer Münster' war ein Mammutwerk. Würdest Du noch einmal ein solches Buch schreiben?

 Tatsächlich waren das zweieinhalb Jahre sehr intensiver Recherche. Dass es so umfangreich und detailliert wurde, lag auch an Corona, das Buch wäre sonst in geringerem Umfang früher erschienen. So war es auch ein wenig Therapie gegen die Trübsal, die der Pandemie-Zeit inne war. Falls ich nochmal ein Buch schreiben würde, das einen ähnlichen Aufwand erfordert, würde ich das vermutlich auf den Ruhestand verschieben.

 

Können Dir Themen im Krankenhaus ausgehen?

Nein! Das Krankenhaus ist ein eigener Kosmos mit tollen Menschen, spannenden Geschichten und einer enorm wichtigen Aufgabe. Hier ist es nie langweilig, neue Erkenntnisse in Pflege und Medizin sind fast an der Tagesordnung. Die Themen liegen hier nicht auf der Straße, sondern auf den Gängen der Stationen!

Mit Michael Thomas-Schroeder - Wandern in den Pyren
Mit Michael Thomas-Schroeder - Wandern in den Pyren

Was wünschst Du Dir?

Beruflich habe ich den Aufstieg des Internets und vor allem der Sozialen Medien begleitet. Das ist auf der einen Seite spannend, weil wir ganz andere Möglichkeiten der Kommunikation haben. Auf der anderen Seite wird das, was wir dort sehen und lesen, von sehr wenigen, aber sehr mächtigen Menschen gesteuert und beeinflusst, das finde ich überaus gefährlich. Wir konnten ja spätestens bei der letzten Bundestagswahl miterleben, wie demokratiefeindliche Mächte Einfluss auf das hiesige Wahlverhalten genommen haben. Ich wünsche mir, dass es uns wieder leichter fällt, andere Meinungen zu ertragen, Informationen kritisch zu hinterfragen und unser Handeln wieder Stärker von Werten wie Menschlichkeit und Empathie leiten zu lassen.

 

Was ist Dir zuwider?

Egoismus, Habgier, Lügen.


Zu guter Letzt

Eingangs unseres Gespräches sagte Michael, er sei es gar nicht gewohnt, dass er selbst befragt wird. Es sei doch genau umgekehrt, dass er derjenige ist, der Menschen interviewt. Also ist es einmal eine neue Rolle für ihn.

 

Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich alles rund um Michaels Person umfassend ,zu Papier'  gebracht habe. So einiges, was in seiner Erinnerung nicht mehr präsent ist, kam aber durch ,Nachbohren' wieder zum Vorschein, wovon er dann begeistert erzählte.

 

Bei allem was er tut, erspürt und erlebt ist sein Interesse und sein Engagement immer spürbar. Und eines zeichnet Michael aus, nämlich Geradlinigkeit, Bescheidenheit, Zuwendung und ganz viel Humor.


Quellen

Text: Henning Stoffers

Fotos soweit nicht anders angegeben: Michael Bührke